Voraussetzungen & Einsatzmöglichkeiten von automatisiert und elektrisch fahrenden (Klein-) Bussen im ÖPNV
- Ansprechperson:
- Förderung:
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
abgeschlossen
Projektziel
Untersuchung von Ansätzen und Erfahrungen aus dem In- und Ausland, Erfolgsfaktoren, notwendige Rahmenbedingungen und Hemmnisse für den Einsatz autonomer, elektrifizierter (Klein-)Busse.
Ergebnisse
Die Ergebnisse flossen in einen praxisbezogenen Leitfaden mit Handlungsempfehlungen ein. Die zugehörige Handreichung wurde auf den Seiten des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur unter der Projektnummer 70.0941 veröffentlicht, siehe auch nachfolgende Angaben.
Voraussetzungen & Einsatzmöglichkeiten von automatisiert und elektrisch fahrenden (Klein-) Bussen im ÖPNV
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Autor:
Luchmann, I.
Reuter, C.
Karthaus, D.
Strauß, P.
Kostorz, N.
Hilgert, T.
Kargerbauer, M.
Niemann, J.
Baumann, C.
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Quelle:
Forschungsprogramm Stadtverkehr FoPS, BMVI, Projekt Nr. 70.0941, 2019
- Datum: August 2019
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Der öffentliche Personennahverkehr steht vor großen Herausforderungen in Hinblick auf Zugänglichkeit, Sicherheit, Kosten sowie Servicequalität und Umweltwirkung. Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung von Fahrzeugen bieten dem öffentlichen Personennahverkehr die Chance, Beförderungsleistungen kostengünstiger, bedarfsgerechter und damit nutzerfreundlicher als heute anzubieten. Das Projekt LEA(Klein-)Bus bringt Veröffentlichungen zu Fahrzeugeinsätzen und Simulationsstudien mit eigens durchgeführten Experteninterviews und -workshops, einer repräsentativen Onlinebefragung zur Akzeptanz von automatisierten Kleinbussen von potenziellen und tatsächlichen Nutzern und im Rahmen des Projektes modellierten Fallbeispielen von Fahrzeugeinsätzen in unterschiedlichen Einsatzräumen mit unterschiedlichen Bedienformen zusammen. Ziel des Projektes war es, Voraussetzungen, Anwendungsmöglichkeiten und Folgen des automatisierten und elektrisch betriebenen;(Klein-)Buseinsatzes für unterschiedliche Räume zu untersuchen. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen für Landkreise, Kommunen und Planer flossen in diese Handreichung.
Bisher erzielte Erfahrungen aus Fahrzeugeinsätzen und Befragungen zeigen eine hohe Verkehrssicherheit und Akzeptanz der automatisierten (Klein-)Busse. Jedoch sind die eingesetzten Fahrzeug-Prototypen technisch nicht in der Lage, ohne manuelle Steuerung zu fahren. In den Experten- und Nutzerbefragungen wurde klar der Wunsch geäußert, dass für den Einsatz im regulären ÖPNV-Betrieb weitere Schritte auf Seiten der Fahrzeugentwicklung vonnöten sind. Fahrzeuge müssen den Vorschriften der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung entsprechen, Hindernisse müssen eigenständig umfahren und Fahrgästen muss, auch ohne Sicherheitsfahrer, ein diskriminierungs- und barrierefreier Zugang gewährt werden. Höhere Fahrgeschwindigkeiten, als die bisher rechtlich maximal erlaubten 25 km/h, werden ebenso erwartet wie eine größere Batteriereichweite. Eine Erneuerung der kompletten Verkehrsinfrastruktur ist nicht erforderlich, wohl aber deren beständige Pflege. Je nach Einsatzort muss Ladeinfrastruktur angepasst bzw. ausgebaut werden. Für die stetige Verfügbarkeit und Aktualisierung digitaler Karten und die Lokalisierung der Fahrzeuge muss eine ITInfrastruktur (WLAN und/oder Mobilfunk) und GPS-Abdeckung großflächig verfügbar sein.
Die Simulationsrechnungen konnten zeigen, dass der Einsatz selbstfahrender Fahrzeuge, insbesondere von Kleinbussen, im ÖPNV eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für eine flexiblere Angebotsgestaltung und Betriebsorganisation eröffnet. Trotz großer Unsicherheiten bezüglich der Kostenentwicklungen lassen die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten, vor allem aber der fahrerlose Betrieb, deutlich geringere Betriebskosten (Einsparungen bei Fahrbetrieb, Wartung und Instandhaltung) erwarten. Dies eröffnet Spielräume für neue Bedienkonzepte, die unter den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht denkbar sind. Insbesondere nachfrageschwache Gegenden könnten davon profitieren. Aus dem bedarfsgesteuerten, nicht fahrplan- und haltestellengebundenen Flächenbetrieb mit Kleinbussen resultieren jedoch höhere Anforderungen an die Betriebsorganisation, das Flottenmanagement und die Betriebsinfrastruktur als ein konventioneller Betrieb mit Standardbussen.
Für das komplett fahrerlose Fahren ist der Rechtsrahmen anzupassen. Da heute die Zulassungs- und Genehmigungsprozesse sehr heterogen und langwierig sind, ist eine abgestimmte Systematisierung von fahrzeug-, straßenverkehrszulassungs- und straßenordnungsrechtlichen Regelungen zu entwickeln. Innerhalb des Personenbeförderungsgesetzes sollte eine neue Verkehrsform, der sog. Flächenverkehr, bei regulativer Chancengleichheit, den Linienverkehr ergänzen, verdichten und ggf. auch ersetzen. Im Sinne einer nutzerfreundlichen und nachhaltigen Mobilität für alle ist es wichtig, frühzeitig die Weichen für eine Integration automatisiert und elektrisch fahrender (Klein-)Busse in die Netzplanung des ÖPNV zu stellen und zielführende Steuerungsmechanismen mitzudenken.